Warum du dich nicht stressen solltest mit deiner Flexibilität


Oder: Wie du deinen Needlescale nicht üben solltest

Immer mehr Menschen möchten schnell flexibel für ihren Sport werden. Am Besten gleich ohne gute Technik, Hauptsache sofort eine neue Stretchingpose ausprobieren.

In der Stretching Community gibt es ein großes Problem. Es ist teilweise auf die zunehmende Beliebtheit von Pole & Aerial Arts und teilweise auf den Mangel an Standardisierungen und gut ausgebildeten Trainern zurückzuführen.

Die meisten Menschen, die aktuell stretchen, dehnen aus Spaß ohne professionelle Ziele. Meist wurde ihnen nicht die einzelnen Meilensteine und Fortschritte erklärt, die man immer in irgendeiner Form des Athletentrainings durchläuft. Infolgedessen gibt es eine große Anzahl von Menschen, die „schummeln“, um die Form einer Pose zu schaffen.

Als Beispiel der Needlescale/Full Dancer Pose/Scorpion:
Eine sehr beliebte Figur, die Jede/r unbedingt einmal schaffen möchte. Aber wenn man sie regelmässig falsch macht, können ein Leben lang Ungleichgewicht in der Hüfte, Schulter und im Rücken die Folge sein.Kaum eine Pose sieht man häufiger falsch ausgeführt, viele probieren sie einfach von Fotos daheim aus nachzumachen.

Needlescale – Full Dancer Pose – Scorpion

Warum?
Dies liegt daran, dass der Needlescale eine Kombination aus guter aktiver Hüft- und Schulterflexibilität in einer ausgestreckten Position ist. Ebenso das Gleichgewicht und die Flexibilität des oberen Rückens, damit die Dehnung nicht nur eine Seite des unteren Rückens strapaziert.

Falsch ausgeführt, ist die Schulter seitlich verdreht. Das beleidigt vor allem die Schulternerven. Die Hüfte ist offen, was zu Hüftinstabilität führt, wenn dies wiederholt durchgeführt wird. Vor allem knirscht der untere Rücken auf einer Seite. Wenn jemand seinen Needle über einen Zeitraum von Wochen schlecht trainiert hat oder noch schlimmer – für Monate – wird das ein Ungleichgewicht, wie es kaum eine andere Pose hervorrufen kann.

Man sieht diese „Twisted Needles“ fast täglich auf Instagram und in Facebook Groups, insbesondere in einigen Pole-Studios, in denen das Gewinnen von Wettbewerben Vorrang vor Fortschritten und Form hat. Man muss sich aber bewusst sein, dass für falsche Technik ein gewisser Preis zu zahlen ist. Wenn man noch keinen Spagat kann oder keinen Überspagat – der die Basis für einen Scorpion/Needlescale ist – dann sollte man nicht in fortgeschrittene Posen gehen. Man sollte auch seine Stretchingpartner darauf hinweisen, sich nicht aufzudrehen um Wirbelsäulenprobleme und Verletzungen zu vermeiden.

Was ist der Reiz, einen Trick auszuführen, wenn er falsch ist?
Es gibt zu viele Fehlinformationen über Flexibilität und zu viele eifrige Trainer, die sofort unterrichten, sobald sie eine Pose machen können. Neulinge, die noch nicht mit Flexibilitätstraining vertraut sind, fragen oft nach Tipps von Jemandem, der ein schönes Foto gepostet hat. Aber Derjenige hat die Pose vielleicht selbst gerade erst gelernt und gibt daher seine zuvor erwähnte schlechte Technik weiter.

Bei der Auswahl eines Studios / eines Trainers sollte man sich immer folgende Frage stellen: Ist der Trainer über Sicherheit, Aufwärmen, Fortschritte ausgebildet? Drängt er seine Schüler zu gewissen Tricks? Bremst der Trainer herunter, wenn man eine Vorübung brauchen sollte?

Turnlehrer sagen, dass es 3000 Versuche dauert, um etwas richtig zu machen.
Das bedeutet, selbst wenn du 10 Mal am Tag etwas trainierst, kann es noch mehr als ein Jahr dauern, bis es wirklich korrekt ausgeführt wird.
(Was unvernünftig wäre, denn man braucht auch Ruhetage!)
Man kann den Fortschritt nicht beschleunigen.

Die Kombination aus aktiver Schulter- und Hüftflexibilität in Verbindung mit Gleichgewicht, korrekter Technik, Beständigkeit und richtiger Anleitung durch einen qualifizierten Trainer ist keine „magische Pille“.

Stress dich nicht mit Posen! Versuch nicht, einfach irgendetwas von Fotos nachzumachen! Sei geduldig, die Pose wartet schon auf dich. Und du schaffst sie genau dann ohne Probleme oder Schmerzen, wenn dein Körper bereit dazu ist!

Achtung: Es gibt eine Needlevariante, die verdreht ist, wie Jasmine Straga gezeigt hat. Es sollte aber nicht die einzige Needle sein, die geübt wird. Es gibt sichere Techniken, um offene Hüften, Luxationen und Drehungen mit dem richtigen Aufwärmen, Vorbereiten und Konditionieren aller offenen und geschlossenen Bewegungsbereiche zu trainieren.

(c) Jasmine Straga Twisted Needles
https://www.facebook.com/contortionteacher/

Bei Contortion geht es schließlich darum, die unvernünftigen und funktional unlogischen Dinge sicher zu üben. In diesem Artikel geht es jedoch eher darum, dass Menschen nur einen Weg zum Needle probieren. Und das, ohne sich richtig vorzubereiten, Fortschritte zu machen oder die richtigen Muskelgruppen zu trainieren. Sie haben nicht die Kraft, ihren Bewegungsbereich zu kontrollieren, daher sind verdrehte Needles leider oft der Standard.

Bitte passt beim Training auf euch auf, und lasst euch regelmäßig von einem gut ausgebildeten Trainer kontrollieren!

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